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Elzara Oiseau
Nathalie Diserens

LE RACINAGE

Music: Nicolas Stocker
Bild-/Objekt-Präsentation

@ GK3 in April 2023

Project: Le Racinage
Die beiden Künstlerinnen Elzara Oiseau und Nathalie Diserens trafen sich im Februar 2022 erstmals im selbstverwalteten Kulturraum Zitrone. Gemeinsame Leidenschaften waren die Basis für eine intensive Freundschaft. Es war schnell absehbar, dass sie auch gut zusammenarbeiten können. Beide pflegen ähnliche Arbeitsweisen, eine Mischung aus Präzision und Immersion, eine Vertiefung und Übersetzung von Emotionen in neue Gesten.

Die Themen Wurzeln, Verwurzelung/Entwurzelung waren nahe liegende Startpunkte für ein gemeinsames Projekt.

Elzara Oiseau  musste in ihrem Leben schon viel aufgeben und wieder neu aufbauen. Ihre Stärke liegt wohl gerade in ihrem stoischen Vorangehen und dem unbeirrten Willen weiter zu machen, zu bauen und alles kreativ zu verarbeiten. Nach einem Jahr in Zürich spürt sie wieder Boden unter den Füssen und lässt Wurzeln spriessen. Neben Vertrauen gibt es aber immer auch eine Angst erneut entwurzelt und aus dem Alltag entrissen zu werden. In den Worten von Elzara Oiseau: «Ich schlage meine Wurzeln wieder, sehr vorsichtig und achtsam. Und die Menschen um mich herum nähren sie.»
Das Projekt «Racinage» symbolisiert für sie genau den Boden, die Erde und die Unterstützung, die sie sich wünscht und so sehr braucht.

Wurzeln sind für Nathalie Diserens ebenfalls wichtig. Sie konnte diese dank ihrer Familie stärken. Durch ihre Care Arbeit ist sie noch intensiver mit diesen Wurzeln verbunden.
In ihrer Arbeit setzt sie sich mit diesem Spannungsfeld zwischen Liebe, Fürsorge und Aufopferung (Verwurzelung) und der Sehnsucht nach Freiheit (Entwurzelung) auseinander.

Die gemeinsame Arbeit «Le Racinage» entstand sehr schnell und entwickelte sich wie von selbst. Oiseaus Lettering-Arbeit wächst auf einer grossen Fläche mit Diserens skulpturalem und haptischem Werk zusammen. Der zeitliche und erfahrbare Aspekt des Themas wird in der Performance vor Ort noch verstärkt und zerteilt das Objekt in neue, hoffentlich fruchtbare Abschnitte.

Elzara Oiseau

Als Krimtatarin, lebte Elzara Oiseau bis zum Alter von 11 Jahren im Kaukasus ohne die Möglichkeit ihre Kultur oder Muttersprache kennen zu lernen. In ihrer Familie war die Idee in die historische Heimat Krim zurückzukehren aber ein ständiges Thema.
Im Jahr 2000 wurde dieser Traum wahr und sie und ihre Familie bauten sich in der Krim ihr neues Zuhause von Grund neu auf.
Mit der Besetzung der Krim 2014 musste Elzara Oiseau erneut alles aufgeben und in Kiew wieder von Null beginnen. Dort legte sie den Grundstein für ihre künstlerische Karriere.
Doch im Februar 2022 musste sie nochmals alles verlassen und kam über Polen nach Zürich in die Schweiz.
«Ich bin 34 und lebe mit dem ständigen Gefühl, dass meine Wurzeln ausgerissen worden sind bevor sie keimen konnten.»

 

Nathalie Diserens

Nathalie Diserens ist in Baden aufgewachsen. Die Familie ist eine Mischung aus französisch- und deutschsprachiger Schweiz, ihre emotionalen Wurzeln liegen in beiden Landesteilen. Sie absolvierte das Liceo Artistico in Zürich und studierte danach Kunstethnologie, Publizistik und Arabisch an den Universitäten Zürich, Wien und Damaskus.
In ihrem Studium, wie auch in ihrer Kunst, ist das Thema des Fremden sehr präsent. Für ihre Masterarbeit ging sie für drei Monate nach Dakar im Senegal, um einen Dokumentarfilm über Künstlergruppen zu drehen. Dort spitzte sich das Thema zu: «Wie gehe ich mit dem Fremden um?» Am Ende führt das immer zur Frage: «Wie gehe ich mit dem Fremden in mir selbst um?»


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Project: Le Racinage

The two artists Elzara Oiseau and Nathalie Diserens met for the first time in February 2022 in the self-managed cultural space Zitrone. Common passions were the basis for an intense friendship. It was apparent that they could also work well together. Both cultivate similar ways of working, a mixture of precision and immersion, a deepening and translation of emotions into new gestures.

The themes of roots, rootedness/derootedness were obvious starting points for a joint project.

Elzara Oiseau has had to give up and rebuild a lot in her life. Her strength probably lies in her stoic approach and her strong will to continue, to build and to process everything creatively. After a year in Zurich, she feels ground under her feet again and lets roots sprout. Alongside confidence, however, there is always a fear of being uprooted again and torn away from everyday life. In the words of Elzara Oiseau: "I am putting down my roots again, very carefully and mindfully. And the people around me are nourishing them."
For her, the «Racinage» project symbolizes precisely the soil, the earth and the support she wants and needs so much.

Roots are also important for Nathalie Diserens. She has been able to strengthen them thanks to her family. Through her care work, she is even more intensely connected to these roots.
In her work, she deals with this tension between love, care and sacrifice (rootedness) and the longing for freedom (uprootedness).

The joint work "Le Racinage" developed very quickly and as if by itself. Oiseau's lettering work grows together on a large surface with Diserens’ sculptural and haptic work. The temporal and experiential aspect of the theme is reinforced in the performance on site, breaking the object into new, hopefully fruitful sections.

 

Elzara Oiseau

A Crimean Tatar, Elzara Oiseau lived in the Caucasus until the age of 11 without the opportunity to learn her culture or mother tongue. In her family, however, the idea of returning to her historic homeland of Crimea was a constant theme.
In 2000, this dream came true and she and her family built their new home in Crimea from scratch.
With the occupation of Crimea in 2014, Elzara Oiseau had to give up everything again and start from scratch in Kiev. There she laid the foundation for her artistic career.
But in February 2022 she had to leave everything again and came to Switzerland via Poland to Zurich.
"I am 34 and live with the constant feeling that my roots have been uprooted before they could germinate."

 

Nathalie Diserens

Nathalie Diserens grew up in Baden. Her family is a mixture of French- and German-speaking Swiss, and her emotional roots are in both parts of the country. She graduated from the Liceo Artistico in Zurich and then studied art ethnology, media sciences and Arabic at the Universities of Zurich, Vienna and Damascus.
In her studies, as in her art, the theme of the foreign is very present. For her master's thesis, she went to Dakar in Senegal for three months to shoot a documentary film about artist groups. There, the theme came to a head: "How do I deal with the foreign?" In the end, this always leads to the question: "How do I deal with the stranger in myself?"

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